Kritik – kaum ein Wort löst so viele Reaktionen aus. Für manche ist sie eine wichtige Rückmeldung, für andere eine persönliche Kränkung. Dabei ist Kritik allgegenwärtig: im Job, in Beziehungen, in der Familie oder in der Öffentlichkeit. Und obwohl jeder damit konfrontiert wird, lernen die wenigsten, wirklich konstruktiv damit umzugehen.
Doch was genau macht Kritik so heikel – und wie kann man lernen, besser mit ihr umzugehen?
Was ist Kritik überhaupt?
Kritik ist eine Rückmeldung zu einem Verhalten, einer Aussage oder einer Handlung. Sie kann negativ oder positiv, sachlich oder emotional, hilfreich oder verletzend sein. Oft wird Kritik mit „negativer Bewertung“ gleichgesetzt, obwohl sie eigentlich nichts anderes als eine Einschätzung oder ein Kommentar ist.
Es gibt grundsätzlich zwei Arten von Kritik:
- Konstruktive Kritik: Sie will verbessern, nicht verletzen. Sie ist klar, konkret und oft mit einem Verbesserungsvorschlag verbunden.
- Destruktive Kritik: Sie verurteilt, ist vage, abwertend oder emotional aufgeladen. Oft steckt Frustration oder persönliche Abwertung dahinter.
Warum Kritik oft so wehtut
Kritik betrifft fast immer das Selbstbild. Wer sich Mühe gibt, gewissenhaft arbeitet oder mit Herzblut etwas tut, fühlt sich bei Kritik schnell persönlich angegriffen. Besonders dann, wenn sie unerwartet, unsachlich oder in einem ungünstigen Ton kommt.
Die Reaktionen reichen von innerem Rückzug über Rechtfertigungen bis hin zu offener Wut. Das liegt daran, dass Kritik unser Bedürfnis nach Anerkennung und Sicherheit berührt – zwei zentrale psychologische Grundbedürfnisse.
Die Kunst, Kritik anzunehmen
Kritiken annehmen zu können, ist eine Fähigkeit, die trainiert werden kann. Es bedeutet nicht, sich alles gefallen zu lassen – sondern zwischen dem Sachinhalt und der Emotion zu unterscheiden.
1. Erstmal innehalten
Die erste Reaktion ist oft emotional. Deshalb ist es wichtig, kurz innezuhalten, tief durchzuatmen und nicht sofort zu antworten.
2. Zuhören – wirklich zuhören
Was wird eigentlich gesagt? Wird ein konkreter Punkt kritisiert oder einfach „gemeckert“? Je besser man zuhört, desto klarer wird, ob die Kritik berechtigt ist.
3. Nicht persönlich nehmen – so schwer es auch fällt
Kritik richtet sich selten gegen die ganze Person, sondern gegen ein bestimmtes Verhalten oder Ergebnis. Diese Unterscheidung kann helfen, emotionalen Abstand zu gewinnen.
4. Nachfragen
Wenn etwas unklar ist: ruhig und freundlich nachfragen. Das zeigt Interesse und verhindert Missverständnisse.
5. Reflektieren
Nicht jede Kritik ist sofort nachvollziehbar. Oft braucht es Abstand und ein wenig Zeit, um sie wirklich einordnen zu können.
Kritik als Chance für persönliches Wachstum
Gut gegebene Kritik kann unglaublich hilfreich sein – sie zeigt blinde Flecken, motiviert zur Weiterentwicklung und hilft dabei, neue Perspektiven zu gewinnen. Viele erfolgreiche Menschen berichten, dass gerade die schmerzhaften Rückmeldungen, sie am meisten geprägt haben.
Beispiel:
Eine Mitarbeiterin bekommt das Feedback, dass sie in Meetings oft sehr dominant auftritt und andere unterbricht. Erst ist sie verletzt – sie sieht sich selbst als engagiert. Doch nach kurzer Reflexion erkennt sie: Da ist etwas dran. Sie beginnt, bewusster zuzuhören – und wird plötzlich als empathischer wahrgenommen. Ihre Wirkung verbessert sich deutlich.
Kritik geben – mit Respekt und Wirkung
Mindestens genauso wichtig wie Kritik anzunehmen ist es, sie gut zu formulieren. Denn wie eine Botschaft ankommt, hängt stark davon ab, wie sie übermittelt wird.
Gute Kritik ist:
- konkret („Mir ist aufgefallen, dass du gestern dreimal ins Wort gefallen bist“ statt „Du hörst nie zu“)
- wertschätzend („Ich weiß, wie viel Mühe du dir gibst, aber …“)
- zielorientiert („Ich glaube, wir könnten noch besser zusammenarbeiten, wenn …“)
- im richtigen Moment geäußert (nicht zwischen Tür und Angel oder vor Publikum)
Eine hilfreiche Methode ist das „Ich-Botschaften“-Prinzip: „Ich habe den Eindruck, dass …“ statt „Du machst immer …“ So bleibt die Beziehungsebene erhalten – und die Botschaft wird wahrscheinlicher angenommen.
Wann Kritik nicht weiterhilft!
Manchmal ist es wichtig, Kritik auch abzugrenzen. Nicht jede Rückmeldung ist hilfreich oder gut gemeint. Besonders in sozialen Medien oder von toxischen Personen kommt oft destruktive, pauschale oder respektlose Kritik. Hier ist es legitim – und notwendig – sich zu schützen. Hilfreiche Fragen können sein:
- Kommt die Kritik aus einer konstruktiven Absicht?
- Kenne ich die Person und schätze ich ihre Meinung?
- Ist die Kritik sachlich oder persönlich angreifend?
Wenn die Antwort „nein“ ist, darf Kritik auch bewusst ignoriert oder klar zurückgewiesen werden.
Fazit: Kritik als Spiegel – nicht als Schlag
Kritik ist ein Spiegel – sie zeigt, wie man auf andere wirkt. Manchmal ist das Spiegelbild angenehm, manchmal überraschend oder unbequem. Doch wer lernt, diesen Spiegel zu nutzen, statt ihn zu zerschlagen, gewinnt: mehr Klarheit, mehr Reife und die Chance, über sich hinauszuwachsen.
Denn am Ende ist Kritik nicht das Problem – sondern der Umgang damit entscheidet, ob sie verletzt oder verbessert.
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Petra Kuth info@petra-kuth.de oder Telefon: 02931 – 7999416