„Ich liebe meine Kinder – aber ich kann nicht mehr.“
Dieser Satz ist ein stiller Hilfeschrei, den viele Eltern nie laut aussprechen. Die permanente Erschöpfung, das Gefühl, zwischen Anforderungen zerrieben zu werden, und der Druck, „funktionieren“ zu müssen, sind für viele Mütter und Väter Alltag. Eltern-Burnout ist keine Modeerscheinung, sondern eine ernsthafte Belastung – und in unserer heutigen Zeit leider weit verbreitet.
In diesem Beitrag schauen wir uns an, was Eltern-Burnout wirklich bedeutet, wie man ihn erkennt – und was betroffene Eltern konkret tun können, um wieder Kraft zu schöpfen.
Was ist Eltern-Burnout?
Eltern-Burnout ist ein Zustand körperlicher, emotionaler und mentaler Erschöpfung, der aus einer dauerhaften Überforderung in der Elternrolle entsteht. Er ähnelt dem klassischen „Job-Burnout“, hat jedoch eine Besonderheit: Man kann sich von der Elternrolle nicht einfach freinehmen oder kündigen. Das macht ihn so belastend – und so schwer, zu durchbrechen.
Typische Symptome sind:
- Ständige Müdigkeit – selbst nach dem Schlafen.
- Gefühl der Überforderung, selbst bei alltäglichen Aufgaben wie Frühstück machen oder das Kind in die Kita bringen.
- Reizbarkeit und Ungeduld – oft gegenüber den Kindern oder dem Partner/der Partnerin.
- Distanzierung – das Gefühl, nur noch zu „funktionieren“ und keine emotionale Nähe mehr zu spüren.
- Schuldgefühle – „Ich bin keine gute Mutter / kein guter Vater.“
- Zynismus oder Gleichgültigkeit – die eigene Elternrolle wird als Belastung empfunden.
Viele Eltern, die betroffen sind, berichten:
„Ich war nicht mehr ich selbst. Ich fühlte mich wie ein Roboter, der nur noch erledigt, was erledigt werden muss.“
Ursachen: Warum brennen Eltern aus?
Eltern-Burnout entsteht nicht über Nacht. Er ist das Ergebnis vieler kleiner Überforderungen, fehlender Pausen und eines Umfelds, das oft wenig Verständnis für elterliche Erschöpfung zeigt. Die wichtigsten Ursachen:
1. Dauerhafte Überlastung
Elternschaft ist ein 24/7-Job – ohne echte Pausen, ohne geregelte Arbeitszeiten. Wer mehrere Kinder hat, alleinerziehend ist oder keine familiäre Unterstützung hat, ist besonders gefährdet.
2. Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Die Doppelbelastung durch Arbeit und Kinderbetreuung ist enorm – besonders dann, wenn hohe Erwartungen an beide Rollen bestehen. Viele Eltern versuchen, im Job und zu Hause 100 % zu geben – und laufen dabei leer.
3. Gesellschaftlicher Druck
Eltern sollen heute nicht nur erziehen, sondern fördern, bilden, lieben, begleiten, motivieren – und dabei bitte stets gelassen und glücklich wirken. Der Druck, eine „perfekte“ Mutter oder ein „engagierter“ Vater zu sein, ist enorm.
4. Fehlende Selbstfürsorge
Eltern stellen oft die eigenen Bedürfnisse dauerhaft zurück – aus Liebe zum Kind, aus Pflichtgefühl oder aus Zeitmangel. Das Ergebnis: körperliche und seelische Erschöpfung, die sich schleichend aufbaut.
5. Isolation
Gerade in der Baby- und Kleinkindzeit fühlen sich viele Eltern sozial isoliert. Wenn das soziale Netzwerk fehlt, Austausch rar ist und man sich nicht verstanden fühlt, steigt die seelische Belastung weiter.
Wie erkenne ich, ob ich betroffen bin?
Ein erstes Warnsignal ist das Gefühl der ständigen Erschöpfung, das trotz Schlaf und Erholung nicht weggeht. Auch innere Abwesenheit, das Gefühl, „nicht mehr richtig da zu sein“, kann ein Anzeichen sein.
Stell dir folgende Fragen:
- Fühle ich mich oft gereizt, obwohl ich mich nicht als „reizbaren Menschen“ kenne?
- Habe ich das Gefühl, nur noch zu funktionieren – nicht mehr zu leben?
- Reagiere ich übermäßig emotional (z. B. mit Tränen oder Wut) auf kleine Auslöser?
- Wünschte ich mir manchmal, einfach für ein paar Tage zu verschwinden?
- Fällt es mir schwer, positive Gefühle meinen Kindern gegenüber zu empfinden?
Wenn du mehrmals innerlich „Ja“ gesagt hast, lohnt es sich, genauer hinzusehen – und Unterstützung zu suchen.
Was hilft gegen Eltern-Burnout?
1. Sich selbst ernst nehmen
Viele Eltern verdrängen ihre Erschöpfung – aus Schuldgefühl, Angst oder Scham. Doch wer seine Warnsignale ignoriert, läuft Gefahr, körperlich oder psychisch ernsthaft krank zu werden.
Erkenne an, dass es dir nicht gut geht – und dass du Hilfe brauchst. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Verantwortung.
2. Entlastung organisieren
Kein Mensch – wirklich keiner – kann alleine alles stemmen. Ob durch Familie, Freunde, Nachbarn oder professionelle Hilfe wie Familienpfleger/innen: Jede Entlastung zählt.
Frage dich: Wer könnte mich unterstützen? Was kann ich abgeben, delegieren, vereinfachen?
3. Pausen schaffen
Auch 10 Minuten am Tag für dich selbst können einen Unterschied machen. Eine Tasse Tee in Stille, ein kurzer Spaziergang, ein Kapitel im Buch – Hauptsache, es gehört nur dir.
Feste, kleine Rituale der Selbstfürsorge einbauen – ohne schlechtes Gewissen.
4. Sprechen – nicht schweigen
Sprich mit deinem Partner oder deiner Partnerin, mit Freund/innen. Das Gefühl, verstanden und nicht alleine zu sein, wirkt entlastend.
Mögliche Anlaufstellen können Familienberatungsstellen, Hebammen, oder Online-Community für Eltern sein.
5. Professionelle Hilfe nutzen
Wenn das Burnout weit fortgeschritten ist, hilft oft nur noch der Gang zur Psychotherapie. Dort kannst du Strategien entwickeln, Grenzen setzen lernen und wieder zu dir selbst finden.
Wichtig: Therapieplätze sind gefragt – warte nicht zu lange. Es gibt auch Übergangslösungen wie Online-Beratungen, Gruppenangebote oder psychosoziale Beratungsstellen. Eltern brauchen kein schlechtes Gewissen – sie brauchen Unterstützung.
Kinder zu lieben, heißt nicht, sich selbst zu vergessen. Wer für andere sorgt, muss auch für sich selbst sorgen dürfen. Eltern-Burnout ist ein Alarmsignal – aber auch eine Chance. Eine Chance, innezuhalten, Hilfe zu holen und das Familienleben bewusster und gesünder zu gestalten. Starke Eltern machen keine perfekten Kinder. Aber sie geben ihnen das Beste: ein gutes Vorbild.
Weiterführende Links und Anlaufstellen (Beispiele für Deutschland):
- Nummer gegen Kummer (anonym, kostenlos): 0800 – 111 0 550
- Elternberatung der Caritas: www.caritas.de ,die Diakonie bietet eine bundesweite Telefonseelsorge, mit den Notfallnummern,0800-1110111. Online-Selbsthilfegruppen: z. B. über Foren wie urbia.de oder eltern.de
- Therapieplatzsuche: www.therapie.de oder www.kbv.de
Melde dich gerne bei mir – ich freue mich auf dich!
Petra Kuth info@petra-kuth.de oder Telefon: 02931 – 7999416











